„Mensch sein heißt ja niemals, nun einmal so und nicht
anders sein müssen, Mensch sein heißt immer, immer
auch anders werden können.” (Viktor Frankl)
- Die Heilpädagogik auf anthroposophischer Grundlage entstand ab 1920 aus der praktischen Arbeit mit Kindern in Waldorfschulen, Lebensgemeinschaften und klinischer Praxis. Eine erste grundlegende Fundierung erhielt sie 1924 mit dem Heilpädagogischen Kurs durch Rudolf Steiner.
- Die anthroposophische Heilpädagogik fühlt sich der aktuellen Forschung und Wissenschaft verpflichtet und möchte diese im Sinne eines Kultur- und Methodenpluralismus ergänzen und erweitern.
- Sie zeichnet sich durch ihre Orientierung auf ein spirituelles Welt- und Menschenbild aus, das in jedem Menschen unabhängig von Behinderung eine intakte Individualität sieht.
- Die heilpädagogische Aufgabe besteht darin, den individuellen Schicksalsimpuls zu beachten, wertzuschätzen und zu begleiten.
- In der anthroposophischen heilpädagogischen Begleitung und Förderung wird das fachliche Spektrum ergänzt durch künstlerische Therapien, Heileurythmie, rhythmische Einreibungen u.a. angeboten werden.
Die anthroposophische Heilpädagogik basiert auf einem sehr differenzierten Menschen- und Weltbild, das sich nicht in wenigen Sätzen erklären lässt. Es bietet eine sehr feine und genaue Möglichkeit, einen Menschen und dessen speziellen Hilfebedarf zu erkennen. So vielschichtig und individuell jeder einzelne Mensch ist, so verschieden sind auch die Möglichkeiten, ihn zu erkennen und ihm dann eine ihm angemessene Hilfe zukommen zu lassen.
Da auch Ernährung, Natur, Kosmos und der Jahreszeitenkreislauf heilende Wirkung auf den Menschen haben, wird dies in das alltägliche Leben mit einbezogen.
Durch diese sehr differenzierte Menschen- und Weltbetrachtung hat Rudolf Steiner, der Begründer der anthroposophischen Bewegung und Pädagogik, viele verschiedene Einrichtungen ins Leben gerufen, die in irgendeiner Weise der Gesundung der Menschen dienen sollen. Zunächst die Waldorfschule ‚als Schule der Mitarbeiterkinder der Zigarettenfabrik Waldorf Astoria‘ später dann heilpädagogische Einrichtungen und -Schulen, Psychiatrien, Demeter-Landwirtschafts- und Gartenbetriebe, anthroposophische Medizin und Therapien, die inzwischen alle weltweit verbreitet und anerkannt sind.